Wie Gendersprache und autoritäres Denken zusammenhängen •
In seinem nicht ganz bescheiden titulierten Beitrag „Eine kleine Sex-Grammatik“ (FAZ vom 2.5.2018, S. 11) erläutert der emeritierte Sprachwissenschaftler Helmut Glück einige grammatische Grundregeln, die das „Gendern“ im Deutschen erschweren. Der beliebteste Fehler der sprachlichen Tugendwächter ist sicher das Durchdeklinieren des Partizip Präsens, denn diese Verbform bedeutet, dass jemand (das grammatische Subjekt) gerade dabei ist, etwas zu tun (das „laufende Band“ läuft also gerade). Wunderbar ist das übrigens mit der „rheinischen Verlaufsform“ zu illustrieren: Das Band ist „am laufen.“ Der so bezeichnete „Flüchtende“ müsste demnach gerade auf der Flucht sein, die „Studierende“ ununterbrochen ihr Hirn fürs Studium martern – absurd! Also wenn schon, dann ist der eine bitte am flüchten, während die andere am studieren ist.
Glück kritisiert auch den Sprachmissbrauch durch ihre Sexualisierung – die andauernde ignorante oder absichtliche Verwechslung von biologischem mit grammatischem Geschlecht von seiten der Genderbewegten – und warnt vor der verbreiteten Haltung, das Gendern als Tugendnachweis von anderen einzufordern, denn dies sei ein autoritärer Eingriff in die Sprache und ein Übergriff auf ein Bürgerrecht. „Wer nicht gendert, hat jedenfalls Grammatik und Rechtschreibung auf seiner Seite.“ Mehr Frauenrechte sieht der Emeritus durch die Verformung der Sprache nicht kommen.