Solange Frauen anderen Frauen falsche Wege der Emanzipation vorwerfen, ist wenig gewonnen.
In der heutigen FAZ wirft die Wissenschaftsredakteurin Martina Lenzen-Schulte den in der Politik arrivierten Frauen, darunter Bundesverteidigungsministerin von der Leyen, vor, ihren Karriereweg beschönigend darzustellen, was jüngere Frauen entmutigen könnte.* Sie fragt: „Was hat es für Folgen, wenn die einen, die viel erreicht haben, dies als bruchloses Fortkommen in Szene setzen, ohne zuzugeben, dass Zufall, Glück und ein einflussreiches Netzwerk die Hand im Spiel hatten?“
Von welchem Mann hat man dies jemals verlangt? Es ist weithin bekannt und belegt, dass Männerkarrieren auf Netzwerk, Glück und Zufall beruhen. Doch welcher Mann würde sich entblöden, das so heraushängen zu lassen?
Wenn Frauen sich Hoffnung machen, auf einem Pfad überirdischer Tugend und Wahrhaftigkeit Karriere zu machen, dann kann ihnen nicht geholfen werden. So funktioniert unser System nicht.
Der großartigen Volksschauspielerin Heidi Kabel wird das wahrhaftigste Bonmot zum Thema zugeschrieben: „Die Emanzipation ist erst dann vollendet, wenn auch einmal eine total unfähige Frau in eine verantwortliche Position aufgerückt ist.“ Das trifft den Kern der Sache. Leider sind Frauen in der Regel zu selbstkritisch und zu ehrlich.
Aber als Rat an die jüngeren Frauen: bitte nicht an anderen Frauen herummäkeln, sondern den Männern abgucken, wie sie erfolgreich wurden. If you can´t beat them, join them.
*„Da hab ich was Eigenes”, FAZ 23.5.2018, S. 9
Unterlassungssünde: der o.a. Text erweckt an einer Stelle den Eindruck, als ob es belegt wäre daß Männerkarrieren *ausschließlich* auf ‚Netzwerk, Glück und Zufall beruhen‘. Andere Faktoren, die ebenfalls zu gelungenen Karrieren von Männern und Frauen beitragen, könnten Kompetenz und Zielstrebigkeit sein, sowie viele weitere ebenfalls nicht erwähnte.
Und nach Quellenangaben für das ‚belegt‘ mag ich gar nicht fragen.
Naja, viele (Frauen) sind sich wohl einfach zu schade, Karriere in einem System zu machen, das einen zwingt, seinen Anstand an der Garderobe abzugeben. Vonwegen „join them“ – das ist so manchem zu primitiv.