Wer ständig Einwanderung als Flucht bezeichnet, ist nicht glaubwürdig.
Wenn Wahlen anstehen, denken Politiker und sogar große Medien manchmal darüber nach, warum die Bürger, die Wähler, nicht rundherum zufrieden sind. Warum sie zu Protestwählern werden könnten. Trotz verbreiteten Wohlstands senden viele Bundesbürger Signale von Verunsicherung aus, das fängt beim Kauf riesiger Geländewagen an und hört nicht auf bei der Ablehnung von Aktien, also Unternehmensbeteiligungen, als Geldanlage. Das Risiko liebt der Deutsche nicht, soviel ist klar.
Aber gesellt sich zur andauernden Politikverdrossenheit unter Dauerkanzlerschaft und großkoalitionärer Langeweile jetzt auch noch Staatsverdrossenheit? Vom Staat darf der Bürger enttäuscht sein, denn es gab seit 2015 einige schwache Momente, die am Rechtsstaat und seinem Gewaltmonopol zweifeln ließen. Doch was schlimmer wiegt: Aus Sicht der Bürger haben auch die großen Medien versagt, denn sie tun bis heute mit, das einmalige Staatsversagen diensteifrig zu vernebeln. Bis heute liest man selbst in den früher „seriös“ genannten Zeitungen pauschal von „Flüchtlingen“, wenn von Einwanderern die Rede sein müsste. Die fortwährende Vernebelung des entscheidenden Unterschieds zwischen Personen mit legalem Aufenthaltsanspruch (Asylrecht) – das wären syrische Kriegsflüchtlinge – und illegalen Einwanderern – das sind die meisten der afrikanischen Wirtschaftsflüchtlinge – ist der Dreh- und Angelpunkt der ganzen Flüchtlingskrise. Den Syrern wollen und müssen wir helfen, die anderen haben keinen Anspruch auf Einwanderung.
Genauso verlogen klingt allerdings die Behauptung, diese hunderttausende jungen Afrikaner würden in ihren Heimatländern gebraucht. Wo keine Arbeit ist, wo keine Ausbildung ist, wo keine Infrastruktur ist – jeder von uns würde es wohl ebenso machen wie die jungen Afrikaner, die jetzt als Vorhut eines millionenhaften Exodus´ das Weite suchen, nämlich die materielle Sicherheit einer übersättigten westlichen Welt.
Ach ja, und die Afrikaner haben also nie Asylanspruch, oder was? Das hören deren Autokraten sicher gerne, obwohl, da war doch was, die afrikanischen Potentaten sind wohl nur deshalb so unsanft zu ihrer Jugend, damit die in die reiche erste Welt zieht, dort Geld verdient, und dann alles zurücküberweist in die Heimat – das ist das Geschäftsmodell, das den ein oder anderen gescheiterten Staat am Leben erhält. Aber bei politischer Verfolgung müssen wir jetzt ja gar nicht über die europäischen Grenzen hinausblicken. Kann man in der Türkei noch alles sagen? Ist das noch ein sicheres Herkunftsland?