Was wäre, wenn man einfach die Risikogruppen schützte?
Kleinunternehmer und Selbstständige vor dem wirtschaftlichen Ruin, Familien vor der Zerreißprobe durch erzwungenes Zuhausebleiben und Schulschließungen, das kulturelle Leben am Boden, und das nicht nur landesweit, nein weltweit.
Während Millionen pumperlgesunde Schüler und fitte Erwachsene in ihrer Wohnung eingeengt verharren, kämpfen überforderte Pflegekräfte und Ärzte in überfüllten Kliniken um das Leben und die Gesundheit multimorbider geschwächter und hochbetagter Patienten. Viele davon sterben, weil sie nicht rechtzeitig vor dem Infekt geschützt worden sind.
Hier ein Gedankenspiel, ob man das nicht hätte verhindern können: Was wäre, wenn man die bekannten Corona-Risikogruppen, also alte Menschen und Vorerkrankte, isolierte und schützte, statt für alle Menschen, auch für jene fitten und gesunden, die keinen schweren Krankheitsverlauf von dem Infekt zu erwarten haben, die ganze Welt umzukrempeln. Und für sie alles: Ihr Arbeits- und Privatleben, ihre Freiheiten und Freizeitgestaltung bis hin zu ihrem finanziellen Status – alles zu verschlechtern.
Die materiellen und psychischen Kosten zur Verlangsamung einer Ansteckungswelle, die vermutlich so oder so früher oder später fast die gesamte Weltbevölkerung treffen wird, sind unvorstellbar hoch. Wäre es nicht einfacher, bezahlbarer und menschenfreundlicher, hätte man die besonders empfindlichen Menschen in besondere Abschottung gegeben, bis Impfstoffe entwickelt sind oder der Seuchenzug durch ist? Die Wirtschaft hätte weiter funktionieren können, denn die meisten zu ihrer Sicherheit abgeschotteten Menschen wären Rentner. Nun sind alle abgeschottet, und viele junge fühlen jetzt schon den Lagerkoller.
Die Antwort liegt wohl auf der Hand: Millionen Rentner wären niemals bereit gewesen, ihren gewohnten Tagesablauf und Lebensstil zu ändern, solange die Jüngeren davon unbelastet blieben – das scheinen die Politiker der westlichen Welt zumindest zu glauben. Denn die Alten sind die wichtigste Wählerschicht in unserer überalterten Gesellschaft. Wir bekommen nun die Rechnung dafür, dass Demokratie die Interessen der Mehrheit im Blick hat. Wieviele junge Start-up-Unternehmer und Künstler nun auf der Strecke bleiben, ist bei diesem Kalkül nachgeordnet.
na das ist mal ne schöne Verschwörung, alt gegen jung ausspielen. Die Rentner aus meinem Bekanntenkreis sind alle total verständnisvoll, aber am Anfang haben sie es nicht ernst genommen.
Eine derartige oder ähnliche Abwägung wird mit Sicherheit stattfinden müssen. Social Distancing nur für Hochrisikogruppen wird aber nicht funktionieren. Da wird es wohl bei Appellen bleiben, um die Wirtschaft nicht voll gegen den Baum zu fahren. Immerhin hat die Politik ja entschlossenes Handeln demonstriert. Bleibt zu hoffen, dass Lehren aus den offensichtlichen Missständen gezogen werden.