Und was, wenn der nächste Erreger aggressiver ist?
Dieses noch junge Jahrtausend hat schon mehrere neue, krankmachende Viren gesehen, die überwiegend deshalb entstehen konnten, weil manche Menschen die betrübliche Gewohnheit haben, exotische Tiere halbroh zu verspeisen oder in unguter übergroßer Nähe zu Tieren zu leben. So wird nach den Erregern von Sars, Mers und Schweinegrippe das neue Coronavirus nicht der Endpunkt einer Entwicklung sein, sondern nur eine Herausforderung in einer sich fortsetzenden Reihe von Bedrohungen der menschlichen Gesundheit.
Der aktuelle „Shutdown“, das weltweite Herunterfahren vieler wirtschaftlicher und fast aller gesellschaftlicher Aktivitäten, ist so betrachtet der größte Stresstest, den die Weltgemeinschaft je gesehen hat.
Die gute Nachricht: Ja, man kann durch drastische Maßnahmen auch in hochmobilen Gesellschaften offenbar die Ausbreitung eines hochkontagiösen Erregers eindämmen. Die schlechte Nachricht: Der Preis, den wir jetzt (die eine mehr, der andere weniger) für den Stillstand zahlen, ist zu hoch. Denn welche Steigerungsmöglichkeiten bei den viruseindämmenden Maßnahmen gibt es, falls einmal ein weit aggressiveres Virus den bizarren Tiermärkten in unkontrollierbaren Weltwinkeln entfleucht? Man mag den Gedanken nicht zu Ende denken, was wäre, wenn der nächste Pandemieerreger die Pathogenität von Ebola mit der Infektiosität des neuen Coronavirus vereinte. Das nächste Virus kommt bestimmt, und die Welt täte gut daran, sich besser vorzubereiten. Dazu gehört auch, Augenmaß für die Einschränkungen bürgerlicher Freiheiten zu lernen.
Wenn man den gegenwärtigen Hygienemaßnahmen die Verhältnismäßigkeit unterstellt, was ich als Laie tun oder lassen kann und mich dabei jeweils in guter Gesellschaft von divergierenden Meinungen der Fachleute befinde, müsste bei dem oben skizzierten Beispiel an eine komplette Ausgangssperre gedacht werden. Der Staat stünde dann in der Pflicht, die Bevölkerung zu versorgen. Wie aber soll das funktionieren? Müssten dann systemrelevante Personen kaserniert werden, die notwendigen Produktionsbetriebe unter polizeilicher Aufsicht zur Aufrechterhaltung angehalten werden, das gesamte Land streng überwacht werden und Verstöße drakonisch bestraft werden, Infizierte interniert werden. Bei einer angenommenen Mortalität von 60 % wäre die Welt danach nicht nur ein Polizeistaat, der zu immer drastischeren Maßnahmen greifen müsste, um ein Mindestmaß an öffentlicher Ordnung aufrechtzuerhalten. Weiter möchte ich gar nicht irrlichtern. Jedem müsste klar sein, dass die bisherigen Standards beispielsweise im Datenschutz von der Realität überholt sind. Zu einem ordentlichen Konjunkturprogramm könnte gehören, systemrelevante Produktionsstätten in Deutschland öffentlich zu fördern und zwar dauerhaft. Öffentlicher Gesundheitsdienst und Katadtrophenschutz müssen massiv ausgebaut werden. Ob das was wird? Ich bin skeptisch.
Vielen Dank für das Szenario! Stimmt, es kann noch schlimmer kommen. In Albanien macht man es wohl ähnlich, lese ich heute in der Zeitung.
Ja, die möglichen Szenarien sind grauenhaft und menschenverachtend. Im Kongo und in mehr als 20 Ländern werden die Impfkampagnen gegen Masern ausgesetzt. Daher sind in der Demokratischen Republik Kongo mehr als 6500 Kinder gestorben. Auch in Deutschland gibt es leider Erkrankte, die dringend ihre Therapien und Behandlungen fortsetzen müssten, aber deren Termine wegen der Corona-Epidemie verschoben werden. Und zu guter Letzt entwickeln die Menschen eine urzeitliche Angst vor den Fremden, die den furchterregenden Virus in ihr Land einschleppen könnten. Eine grausame Entwicklung!