Wer kompetente Wähler fordert, muss auch gute Schulbildung liefern.
Es gibt keinen Schutz vor dem Schaden, den inkompetente Wähler anrichten. So wird Jason Brennan zitiert, der ein Buch mit dem vielsagenden Titel „Against Democracy“ herausgebracht hat.* Manch einer mag an den Brexit denken, wenn er solche Kritik liest. Doch inkompetente Wähler, gibt es die? Wenn es sie gibt, so wäre das ein Aufruf, für bessere Schulbildung zu sorgen. Die ist seit Jahrzehnten im Niedergang, wie vielfach belegt wurde, nicht erst seit der (w)irren „Kompetenzorientierung“ oder durch „Schreiben nach Gehör“ (die fortdauernde Verschlimmbesserung der Schulbildung inkl. Rechtschreibreform wurde über Jahre dokumentiert, analysiert und kommentiert durch fleißige und wirklich – ironiefrei – kompetente Redakteure der Frankfurter Allgemeinen Zeitung; hierzu an anderer Stelle in diesem Blog mehr).
Demokratie kann nur funktionieren mit möglichst gebildeten und informierten Wählern. Das scheinen unsere Politiker nicht zu wollen. Gleichmacherei in den Schulen und Noteninflation sind symptomatisch für das Gegenteil von gut – und für das Gegenteil von gesunder Demokratie. Da ist noch viel Luft nach oben.
*(Buchbesprechung von Michael Zöller in der FAZ vom 24. April 2017, S. 18)
Leider scheint die Schule in der heutigen Zeit tatsächlich die einzig verbliebene Institution zu sein, die intentiert Kinder und Jugendliche demokratiefähig zu bilden. Inwieweit das in den jeweiligen Schulformen gelingt, ist mehr als fraglich. Meiner Erfahrung nach gelingt demokratische Erziehung nur, wenn Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer und die Erziehungsberechtigten gleichermaßen am Schulleben partizipieren dürfen, Schule mitgestalten. Kontraproduktiv wirken eine hierachisch aufgebaute Schulleitung, deren Aktivität in Verwaltungsarbeit verschwindet, Kontraproduktiv wirken oftmals nicht studierte Lokalpolitiker, deren Aktivität in Genehmigungen von entweder Schulschließungen oder Neugründungen versackt, kontraproduktiv wirken aber auch Elternhäuser, die schulische Minderleistung und moralisches Fehlverhalten als von „den Lehrern“ (bei einer Frauenquote von über 60 %) verursacht sehen. Hut ab vor dem unermüdlichen Engagement einzelner Kolleginnen und Kollegen, Kindern und Jugendlichen in herrschaftsfreier Kooperation und Interaktion zu demokratischen Handeln hinzuführen. Mögen es viel mehr werden!